Die Aktienkurse kennen anscheinend keinen Halt mehr. Die Performance im August mit plus 5,8 % im Fonds spiegelt diese Entwicklung wider. Was treibt die Kurse an?

Viele Faktoren tragen zum derzeitigen Kursaufschwung bei. Da wäre zum Beispiel die Hoffnung der Anleger auf eine wirtschaftliche Erholung im nächsten Jahr. Viele Investoren haben den Kursaufschwung seit März verpasst und laufen nun den Kursen hinterher. Aus meiner Sicht ist der Haupttreiber jedoch seit Jahren die Notenbankpolitik des „billigen Geldes“. Wir sehen (leider), dass die Gelder nicht in die Real-, sondern in die Finanzwirtschaft fließen. Solange das der Fall ist, werden die Inflation niedrig bleiben und die Kurse an den Börsen tendenziell weiter steigen, weil die Notenbanken keinen Anlass sehen die Zinsen anzuheben. Fazit: Die Politik des billigen Geldes wird uns noch eine Weile begleiten. Davon sollten insbesondere alle Anleger, die in Substanzwerten investiert sind, profitieren. 

Sie hatten im August eine Videokonferenz mit dem Vorstand Ihrer Beteiligung Bakkafrost (Lachsunternehmen von den Färöer-Inseln). Was blieb haften vom Gespräch?

Die Gesellschaft profitiert und leidet zugleich unter dem Corona-Virus. 55 % des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen direkt mit dem Verbraucher. Hier stieg der Konsum von Lachs stark an. Die geringe Auslastung der Restaurants, Sushi-Bars und Hotels belastet jedoch die Nachfrage, weil der Preis für Lachs wegen des plötzlichen Überangebots teilweise kräftig nachgegeben hat. Derzeit werden Produzentenpreise um € 4,41 pro kg erzielt.  Der Terminpreis für das zweite Quartal 2021 liegt bei € 6,04 pro kg und damit ist er auf einem guten Weg, sich den Vorjahrespreisen anzunähern. Bei einer spürbaren Entspannung der Situation im Gastrobereich sollte sich das positiv auf den Aktienkurs von Bakkafrost auswirken. Im Februar notierte die Aktie noch in der Spitze bei NOK 717. Aktuell muss der Anleger NOK 578 für eine Aktie bezahlen. In den letzten 5 Jahren lag die Gesamtperformance bei + 167 %. Das Unternehmen bleibt aufgrund der guten mittelfristigen Zukunftsaussichten (höhere Nachfrage nach dem gesunden Lachsfleisch) fester Bestandteil des Portfolios.

Viele Analysten und Börsenbeobachter raten zu einer Branchenrotation, also raus aus den stark gestiegenen und rein in die bisher vernachlässigten Werte. Ist das ein Thema für den Fonds?

Zugegeben, die Verlockung ist groß, Gewinne bei Aktien mitzunehmen und Titel zu erwerben, die preiswert und dazu noch zurückgeblieben sind. Um die Antwort gleich vorwegzunehmen, das ist kein Thema für den Fonds. Hier die Gründe für meine Haltung: 1. Das Motto des Fonds lautet: Denken und Investieren wie ein Unternehmer. Ich würde gegen diesen Anlagegrundsatz verstoßen, wenn ich Aktien nach Belieben austausche. Kein Unternehmer würde eine Firma verkaufen, weil es sehr gut läuft und zu einem späteren Zeitpunkt wieder „vermeintlich preiswerter“ zurückkaufen. 2. Den richtigen Zeitpunkt zum Wiedereinstieg zu finden., ist sehr schwierig. Wer hätte geglaubt, dass die Apple Aktie im März bei $ 56 ihren Wendepunkt hatte und heute, sechs Monate später, die Aktie nicht nur höher als im Februar, sondern doppelt so teuer notiert ist. 3. Der Fonds geht bewusst keine Branchenwetten ein. Ziel ist, innerhalb der Sektoren die besten Unternehmen ausfindig zu machen und dann über einen langen Zeitraum investiert zu bleiben.  4. Ich habe seit August 2006 (also über 14 Jahre) eine Analyse zu der Aktienkursentwicklung von Daimler im Vergleich zu Atlas Copco gemacht. Beide sind Vorzeigeunternehmen in ihren Ländern. Beide haben wirtschaftliche Überlappungen (Auto und Zulieferbetrieb) und beide Unternehmen haben einen hohen Exportanteil. In 2009 und 2010 konnte die schwedische Atlas Copco erheblich besser performen. In 2011 war es in etwa ausgeglichen und in 2012 lag Daimler deutlich vorne. Dann häuften sich die Meldungen, dass es Zeit für einen Wechsel sei. Hätte man damals die Pferde gewechselt und in Daimler investiert, wäre heute der Schrecken groß. Denn obwohl es in 2013 / 2014 noch gut für das deutsche Unternehmen aussah, wuchs der Vorsprung von Atlas ab 2015 kontinuierlich an. Im Betrachtungszeitraum war der Performanceunterschied 819 %! Seit November 1998 sind es 3897 %. Was lernen wir daraus? Qualität setzt sich auf Dauer durch! Ohne Wenn und Aber! Der wichtigste Unterschied ist nicht in der Produktqualität der Unternehmen zu suchen, die ist bei beiden gut. Nein, es ist das Management als treibende Kraft hinter jedem Unternehmen, namentlich CEO Zetsche von 2006 – 2019 bei Daimler und auf der anderen Seite der sehr viel erfolgreichere CFO Ola Meyer seit 1999 bei Atlas.

Gerade der letzte Punkt verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig die Führungsebene eines Unternehmens ist. Bei diesem Punkt werde ich, auch aus den Erfahrungen mit Wirecard, keine Abstriche machen und bleibe bei dem, der eine mehr als ordentliche Arbeit macht. Da geht man gerne durch schwierigere Börsenzeiten. Denn am Ende, siehe Vergleich Atlas Copco und Daimler, zahlt sich Qualität immer aus. Darauf setzt der Fonds!

Andreas Schmidt