Die Performance des Fonds in diesem Jahr ist im Gegensatz zu vielen Indizes positiv. Basiert die Wertentwicklung auf enormen Wetten im Technologiesektor und ist damit ein höheres Risiko verbunden?

Der Eindruck täuscht. Der Anteil, den der Fonds in Techwerte hält, liegt derzeit bei knapp 22 % des Fondsvermögens und ist damit etwas niedriger als im Vergleichsindex (MSCI World). Von einer einseitigen Ausrichtung und damit verbunden einem erhöhten Risiko für den Anleger kann keine Rede sein. Der Fonds ist in 11 Branchen breit investiert, was die Philosophie des Fonds mit dem Stockpicking, also der selektiven Auswahl an guten Einzelwerten, gut widerspiegelt.

Sie haben sich im September von Phillips 66 und Valero Energy getrennt. Warum?

Ich bin der Auffassung, dass sich die Ölunternehmen, egal ob sie das ehemals „schwarze Gold“ fördern oder verarbeiten, der Strukturkrise nicht mehr entziehen können. Die Nachfrage nach Öl wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristig rückläufig entwickeln. Die Automobilindustrie arbeitet mit Hochdruck an Alternativen wie Elektro- oder Wasserstoffenergie. Ölgesellschaften schreiben Milliardenbeträge auf ihre nicht mehr werthaltigen Assets ab und suchen teilweise verzweifelt nach Beteiligungen in erneuerbaren Energieunternehmen. Ihre Dividenden werden reihenweise gekürzt. Dies sind für mich Belege dafür, dass die Branche vor sehr großen Herausforderungen steht, die das bisherige Geschäftsmodell nachhaltig negativ beeinflussen werden. Auch halten wir aus Gründen der Nachhaltigkeit ein Engagement in Ölverarbeitungsunternehmen für nicht mehr opportun.

Was haben Sie dafür neu in das Portfolio aufgenommen?

Ich bin dem Energiesektor treu geblieben und habe Aktien des amerikanische Unternehmens Enphase Energy erworben. Die Gesellschaft stellt hauptsächlich Mikro-Wechselrichter für Solarzellen her, die Gleich- in Wechselstrom umwandeln. Hauptabnehmer sind private Haushalte und kleinere Unternehmen. Daneben hat Enphase Energy den Verkauf seines Batteriespeichers gestartet. Hier hat das Unternehmen einen zeitlichen Vorsprung gegenüber seinem Hauptkonkurrenten SolarEdge. Studien von unabhängigen Instituten erwarten, dass der Bedarf an Speichergeräten in den kommenden Jahren überproportional zunehmen wird. So könnte im Jahr 2025 bei jeder vierten verkauften Solaranlage ein Speichergerät dazu erworben werden. Enphase Energy sollte von weiteren Infrastrukturprogrammen der US-Regierung profitieren. Aktuell liegt der Marktanteil in den USA bei etwa 36 %. In Europa ist das Unternehmen noch wenig vertreten, hat aber aufgrund des auch hier vorhandenen großen Marktpotenzials zuletzt die Vertriebsaktivitäten deutlich ausgeweitet. Prognosen sagen voraus, dass die Solarenergie im Jahr 2040 die mit Abstand preiswerteste Energiequelle sein wird. Auch sollte die Solarbranche vom Trend zu deutlich mehr klimaneutralen Energiequellen eine führende Rolle einnehmen. Enphase Energy hat sich seit meinem Einstieg bereits sehr positiv entwickelt, dennoch erwarte ich für die kommenden Jahre ein weiter überdurchschnittliches Wachstum. Merrill Lynch prognostiziert nach US$ 624 Mio. Umsatz im Jahr 2019 für 2021 bereits US$ 1,2 Mrd, also fast eine Verdoppelung in nur zwei Jahren.

Wie ist Ihr Ausblick bis zum Jahresende für die Aktien?

Die im November anstehende Wahl des US-Präsidenten dürfte sich unabhängig von Ihrem Ausgang auf die handverlesenen, kerngesunden Unternehmen im Fondsportfolio allenfalls kurzfristig auswirken. Die Börse geht derzeit von einem Wahlsieg von Herausforderer Biden aus. Steuererhöhungen und Infrastrukturprogramme sind größtenteils schon in den aktuellen Kursen eingepreist. Sollte wider Erwarten Donald Trump wiedergewählt werden, so ist mit einer Fortsetzung seiner Politik zu rechnen, die in den vergangenen 4 Jahren zu einer positiven Kursentwicklung geführt hat.

Per saldo sehe ich, wie die Märkte auch, dem Wahlausgang relativ gelassen entgegen, denn mit beiden Kandidaten kann die Börse gut leben. Gewichtiger könnte dagegen wieder das Thema Corona werden. Sowohl eine zweite Welle als auch die Markteinführung eines Impfstoffes sind möglich. Hier sind sowohl kurzfristige Rückschläge als auch ein weiteres Anziehen der Kurse denkbar.

Die langfristig exzellenten Wachstumschancen der Titel im Fonds bleiben bestehen.

Andreas Schmidt