Wie bewerten Sie den Ausgang der US- Präsidentenwahl und deren mögliche Folgen für die Aktienmärkte?

Die Börsenreaktion nach den ersten Ergebnissen war eindeutig. Mit einem demokratischen Präsidenten Biden und einer republikanischen Mehrheit im Senat setzt die Börse auf das Beste aus zwei Welten. Es wird höchstwahrscheinlich zu keiner heftigen Steuererhöhung kommen, so wie es Biden gefordert hat. Aber das Infrastrukturprogramm des neuen Präsidenten wird aus meiner Sicht in großen Teilen umgesetzt werden. Zur Info: die beste Performance an der Wall Street lieferten die Aktien dann ab, wenn die Macht zwischen Demokraten und Republikaner – so wie jetzt – geteilt war.

Die Börse hat euphorisch auf die Meldung von Biontech reagiert, dass bald ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Wie sehen Sie das?

Wie bereits in einem früheren Fondsletter vorhergesagt, liegt der Schlüssel für weitere Kurssteigerungen in der Bekämpfung des Corona-Virus. Die Reaktion der Börse war verständlich, endlich ein Licht am Horizont. Jedoch haben die Anleger auch schnell erkannt, dass das ein Langstreckenlauf sein wird, bis Corona im Alltag keine große Rolle mehr spielen wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Kampf gewinnen werden, aber das wird dauern. Die Wirtschaft und die Bevölkerung werden den Schalter nicht sofort umlegen. Die aktuellen Corona-Zahlen unterstreichen, dass wir noch lange nicht über den Berg sind. Aber ein Licht am Ende des Tunnels ist sichtbar geworden, dank Biontech. Aus diesem Grund sollte das Rückschlagspotenzial des Marktes begrenzt sein. Eine Euphorie ist aber auch fehl am Platz.

Zuletzt gab es eine große Rotation an den Aktienbörsen. Raus aus Growth und rein in Value heißt die Devise. Folgen Sie diesem Trend auch?

Wir investieren langfristig und agieren daher nicht unmittelbar auf Marktbewegungen. Value bedeutet im Allgemeinen eine günstige Bewertung. Value hat für uns eine Aktie, wenn der Abstand zwischen dem inneren Wert und dem Börsenwert recht groß ist. Der Fonds investiert in Qualitätsaktien mit hoher Ertragskraft, überdurchschnittlichem Wachstum und wenig Verschuldung. Diese Kombination ist aus meiner Sicht der Schlüssel für ein erfolgreiches langfristiges Investment. Viele Value- Titel verfügen nicht über die drei so wichtigen Attribute. Ein gutes Beispiel ist der Vergleich zwischen der Deutschen Telekom und ihrem Tochterunternehmen T-Mobile US. Beides sind Telekomwerte und gelten grundsätzlich als Value-Werte. Aber die Tochter ist die Ertragsperle im Konzern. T-Mobile US verfügt über ein ausgezeichnetes Management, große Kundennähe und hat viel Geld in den Netzausbau (bestes 5G-Netz in den USA, ja die sind in den USA schon deutlich weiter als hier in D) gesteckt. Der Lohn für die Aktionäre von T-Mobile US: Wertentwicklung in den letzten fünf Jahren 228 % vs. 11 % bei der deutschen Mutter (Dt. Telekom). Der Fonds setzt auf Qualitätsaktien, weil wir davon überzeugt sind, dass sich Qualität auch an den Börsen langfristig durchsetzt.

Welche Aktien sorgten im Oktober für Aufsehen im Fonds?

Der größte „Hingucker“ war die SAP-Aktie. Die Anleger haben nicht mit der Hiobsbotschaft gerechnet, dass der Gewinn in den kommenden zwei Jahren stagnieren wird. Ursächlich dafür verantwortlich ist der Strategiewechsel hin zum Cloudgeschäft. Hier hat SAP einen wichtigen Trend verschlafen und läuft jetzt der Marktentwicklung hinterher. Erst in der Corona-Zeit wurde dem Unternehmen von seinen Kunden klargemacht, dass es großen Bedarf für die Cloudlösung und damit verbunden ein Abo Modell gibt – weg vom Erwerb einer Einmal-Lizenz. Schafft SAP die Wende? CEO Klein ist erst seit gut einem Jahr an der Spitze von SAP. Meine Wahrnehmung: Er macht einen sehr zielstrebigen Eindruck und hat schon Spuren hinterlassen (Aufräumen in den USA). Er korrigiert den Fehler des alten Managements mit großer Entschlossenheit und hat das Vertrauen von AR-Chef Hasso Plattner. Ich bin daher zuversichtlich, dass SAP in zwei Jahren anders dastehen wird als heute (Kurs: € 101).

Die besten Monate gemäß der Historie sind u. a. der November und Dezember. Können wir trotz einem Corona-Jahr auf weiter steigende Kurse hoffen?

Eine Jahresendrallye ist möglich. Die Grundlage ist mit der Entwicklung des Impfstoffs gelegt worden. Weitere Biotechunternehmen werden Biontech und Moderna folgen und im ersten Quartal 2021 ebenfalls positive Meldungen veröffentlichen. Davon bin ich überzeugt.
Kurzfristig könnten die Aktienkurse nach der starken Aufwärtsbewegung konsolidieren. Hier könnten der Lockdown und die hohe Zahl an Corona-Infizierten die Aktienkurse noch belasten.

Was gibt es Neues rund um den Fonds?

Endlich ist sie da, die eigene Homepage des Fonds. Unter

www.entrepreneur-fonds.de

finden Sie alles Wissenswerte zum Fonds. Bekanntlich ist Rom nicht an einem Tag erbaut worden und so freue ich mich über Ihre Anregungen zur Verbesserung / Erweiterung der Webseite.

Ihr
Andreas Schmidt