Wie fällt Ihr Fazit für das Jahr 2020 aus?

Erfreulich war, dass die Wertentwicklung je nach Tranche zwischen 11,0 – 12,4 %, deutlich über dem Vergleichsindex (MSCI World + 6,3 %) und auch gegenüber dem Durchschnitt aller vergleichbaren Fonds (+ 4,7 %) lag. Von daher war die Performance trotz der Wirrungen des „Corona-Jahres“ gar nicht so schlecht. Hätten Sie mich zu Beginn des Jahres 2020 gefragt, ob ich mit einer Überperformance von 6 % zufrieden sein werde, hätte ich sofort darauf eingeschlagen. Heute kann ich sagen, es wäre mehr möglich gewesen. Auch mein großes Vorbild Warren Buffett gibt oft preis, dass wenn er nur all die beobachteten Aktien gekauft hätte, seine Performance noch einmal deutlich besser gewesen wäre. Ich denke aber, das trifft auf viele Anleger zu.

Was hat Sie am meisten positiv wie negativ überrascht?

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass es in Deutschland einmal einen solchen Betrugsskandal (Wirecard) geben könnte. Überrascht hat mich die Marktdynamik in beide Richtungen. Sowohl mit der sehr starken Abwärtsbewegung im März, die historische Ausmaße hatte – aber auch, wie schnell der Markt dann die Seite gewechselt hat und in der zweiten Jahreshälfte kein Halten mehr kannte. Frei nach dem Motto: Morgen gibt es keine Aktien mehr.

Bei den Einzelaktien bin ich überrascht, wie wenig ein Roche Genuss-Schein in 2020 Beachtung gefunden hat. Seine Dividendenrendite von ca. 2,8 % war höher als die Kursperformance von lediglich 1,5 %. Ebenso fand ich erstaunlich, dass SAP aus Walldorf das Cloudgeschäft so vernachlässigt hat. Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht. Apple trotzte seinen Kritikern mit einer sensationellen Performance von über 80 % und endlich gab es erfreulicherweise Bewegung im Sektor erneuerbare Energien. So stieg z. B. die Vestas-Aktie von DKK 664 auf DKK 1439.

Haben Sie im Dezember Portfolioveränderungen vorgenommen?

Neu aufgenommen wurde das Unternehmen Xinyi Solar aus China. Xinyi ist Weltmarktführer bei Solarglas, die Aktie wird in Hong Kong gehandelt. Die vom Gründer und Hauptaktionär geleitete Gesellschaft passt sehr gut in das Konstrukt des Fonds, der einen großen Wert auf Unternehmertum und unternehmerisches Denken und Handeln legt. Ich erhoffe mir mit dem langfristigen Engagement einen deutlichen Mehrwert für Sie als Anleger. Warum? Weil der Solarstrom-Anteil in China derzeit nur 3 % an der gesamten Stromerzeugung beträgt, besteht ein immenses Potenzial. Immerhin ist das Riesenreich aktuell der größte Investor weltweit in erneuerbare Energien und hat das Ziel, bis 2060 klimaneutral zu sein. Das bedeutet auf jeden Fall weiter hohe Investitionen in die Solarindustrie, wovon Xinyi Solar profitieren sollte. Nicht nur in China, sondern weltweit dürfte der Bedarf an Solar in den kommenden Jahren überproportional wachsen.

Im Dezember gab es eine Übernahmeofferte für den Wert BioTelemetry von der niederländischen Philips NV. Das Barangebot liegt bei USD 72. Vor einem Jahr haben wir die Aktie des Herzdiagnosespezialisten (u. a. Apple Watch) für USD 49 erworben. Ich sehe die Übernahme mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Positiv: Guter Profit in kurzer Zeit. Negativ: Ein aussichtsreiches Unternehmen wird aus dem Portefeuille verschwinden und der Preis ist eher noch günstig für Philips. Offenbar hat der niederländische Konzern die exzellenten Perspektiven von BioTelemetry auch erkannt.

Welche Erwartungshaltung haben Sie für das neue Jahr?

Dass der Fonds auch in diesem Jahr wieder eine Outperformance gegenüber seinem Vergleichsindex erzielen kann, so wie in all den Jahren zuvor. Die nachstehende Grafik zeigt die Wertentwicklung des Fonds inkl. seiner Vorgängerstrategie (VV-Mandate) seit Auflage am 2.2.2017.

Wertentwicklung Entrepreneur AS Select
Quelle: Bloomberg

Ich bin zuversichtlich, dass die Börse auch in diesem Jahr wieder eine positive Performance hinlegen wird. Aber das Geldverdienen wird deutlich schwieriger werden als in der zweiten Jahreshälfte 2020. Rückschläge halte ich für wahrscheinlich, da mir der allgemeine Konjunkturoptimismus derzeit zu euphorisch ist. Ein weiterer strengerer Lockdown mit negativen Konsequenzen für die Volkswirtschaft ist möglich. Bis der Impfstoff im großen Stil greifen wird, kann es noch eine Weile dauern. Für das zweite Halbjahr erwarte ich dann einen weiteren Schritt zur Normalisierung, die sowohl der Wirtschaft als auch uns allen mehr als guttun wird. Eine Anlagepolitik mit ruhiger Hand und mittel- bis langfristigem Blick ist vor diesem Hintergrund weiter angeraten.

Ihr

Andreas Schmidt