Der Entrepreneur AS Select ist jetzt zwei Jahre alt geworden. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Ich denke, dass wir (Sie als Investor und wir als FOCAM) sehr zufrieden sein können. Die aktuelle Performance ist trotz Corona und anderen Turbulenzen mit ca. 45 % (abhängig von der Tranche) mehr als ordentlich und kann sich im Vergleich zu vielen anderen Fonds und Indizes sehen lassen. So hat der DAX im gleichen Zeitraum eine Wertentwicklung von lediglich 21,5 % hingelegt. Klar, eine noch bessere Performance des Fonds wäre drin gewesen. Neben einem missglückten Engagement in Wirecard sind es die vergebenen Chancen mit Investments, die zwar geprüft aber nicht umgesetzt wurden, die mich ärgern. Aber ich denke, das geht vielen Anlegern so. Wir werden weiter an uns arbeiten, um diese Klippe zu entschärfen. Auch hat sich das Mittelaufkommen im Fonds im letzten Jahr deutlich erhöht. Aktuell liegt das Fondsvermögen bei über € 58 Mio. Dafür ein herzliches Dankeschön für Ihr Vertrauen!

Gibt es eine Aktie seit Auflage des Fonds, die Sie so richtig zufriedenstellt?

Ja, ich habe offen gestanden eine „leicht“ emotionale Bindung zu Bakkafrost, „unserem“ Lachshersteller von den Färöer-Inseln. Nicht nur, dass ich das Unternehmen vor Ort besucht habe. Nein, es ist die Art und Weise, wie der Unternehmenschef Regin Jacobsen „sein“ Unternehmen führt. Mit Technologiewerten war es nicht so schwer, eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen. Daher freut es mich umso mehr, dass unsere Position im defensiven Konsumwert Bakkafrost seit Fondsstart eine Wertentwicklung von über 58 % aufweist. Aufgrund der weiter exzellenten Aussichten für gesunde Ernährung denke ich auch weiterhin nicht an einen Verkauf.

Der Fonds konnte im Juni knapp 9 % zulegen und auch die ersten Wochen im Juli sehen gut aus. Gibt es Gründe für diese positive Entwicklung?

Hauptgrund ist, dass sich die Favoriten am Markt durch eine Branchenrotation wieder hin zu den vom Fonds gehaltenen Werten verändert haben. Bis Mai standen vorwiegend zyklische Gesellschaften, die von einem starken Anstieg der Konjunktur am meisten profitieren, im Vordergrund des Kaufinteresses. Mit den fallenden Renditen in den USA (bei 10-jährigen US-Staatsanleihen seit März minus 0,5 % Punkte), verbesserte sich seitdem wieder die Stimmung für die Wachstumswerte. Denn steigende Renditen signalisieren eine prosperierende Konjunktur und sinkende Zinsen dagegen auf eine gleichbleibende oder nachlassende wirtschaftliche Dynamik. Im letzteren Fall profitieren die Wachstumswerte.

Wir hatten aber auch Glück, dass Enphase Energie (Solar) und Xinyi Solar im Juni mehr als 32 % oder 25 % zulegen konnten. Als Dritter im Bunde gesellte sich noch Nvidia, der Chiphersteller aus den USA mit einem Kursplus von 27 %.

Neu ins Portfolio haben Sie AK Medical und Azure Power Global aufgenommen. Warum?

AK Medical ist ein führender Hersteller von orthopädischen Implantaten in China. Umsatz und Gewinne stiegen in den letzten Jahren mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 38 % p. a. Seit August 2020 hat sich die Aktie aber mehr als halbiert. Grund für diese Entwicklung sind Unsicherheiten in Bezug auf die Einführung von Bieterverfahren in China. Hier hat der Markt die Sorge, dass die Preise unter stärkeren Druck geraten könnten. Für uns hat sich in der Analyse für die kommenden Jahren allerdings nicht viel verändert. Eine alternde Gesellschaft (auch in China), gepaart mit steigendem Wohlstand sollte die Nachfrage nach künstlichen Gelenken steigen lassen. Daher haben wir die tiefen Kurse zum Aufbau von Beständen in AK Medical, dem größten Hersteller individueller Gelenke (3D-Druckverfahren) genutzt.

Wie im letzten Fondsletter nicht ausgeschlossen, wurde auch eine erste Anfangsposition in einem führenden Solarstromerzeuger in Indien vorgenommen. Das Unternehmen Azure Power Global wird an der Wall Street gehandelt. Indien könnte eine führende Stellung bei der Herstellung von Solarstrom in der Welt einnehmen. Der Energiebedarf des rohstoffarmen Landes wird zukünftig deutlich zunehmen. Neben einem steigenden Wohlstand sollte vor allem die weiter zunehmende Bevölkerungszahl die Nachfrage nach Energie anheizen. Zudem gibt es in Indien „Sonne satt“. Dies und das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit sollte die Produktion von Solarenergie in den kommenden Jahren um jährlich bis zu 30 % ansteigen lassen. Azure Power Global sollte davon profitieren können.

Ein Blick in die Kristallkugel für einen Ausblick bis zum Jahresende. Was erwarten Sie?

Ich bin offen gestanden kein Experte, was die allgemeine Börsenentwicklung in der nahen Zukunft angeht. Da ist doch viel Kaffeesatzleserei bei vielen Marktteilnehmern drin. Auffallend ist derzeit, wie robust sich der Markt präsentiert. Trotz Turbulenzen aufgrund aktuell anziehender Inflationsraten und der neuen Entwicklung bei Corona mit steigenden Ansteckungen gerade in Hotspots wie Spanien usw. notieren die Aktienindizes nahe den historischen Höchstständen. Unterstützung erhält der Markt vor allem durch die guten Unternehmensergebnisse, die jetzt anlaufende Berichtssaison und die Notenbank, die weiterhin schützend die Hand über die Aktienmärkte hält. Solange die Geldpolitik nicht verändert wird, dürfte die zweite Jahreshälfte von weiter leicht steigenden Kursen begleitet werden.

Ihr
Andreas Schmidt