Ein gutes Jahr nach dem Start: Wie fällt der Vergleich zu Vergleichsindex bzw. Peergroup aus?

Ich denke, die Wertentwicklung kann sich sehen lassen: Laut dem Internetportal www.fondsweb.de liegt der Fonds aktuell in der I-Tranche mit 1,51 % in diesem Jahr im Plus. Die Peergroup kommt auf eine Wertentwicklung von –4,98 %. Auch für den letzten 12 Monate ergibt sich ein ähnliches Bild. Der Entrepreneur AS Select Fonds erreicht 15,09 % vs. 5,38 %. Auch gegenüber unserem Vergleichsindex ist das Ergebnis per Ende Juli positiv mit einer Überrendite von 7,2 % seit Auflage. Im lfd. Jahr ist der Abstand ähnlich. Ich hoffe, dass ich das positive Bild halten bzw. in der Zukunft noch ausbauen kann. An diesem Ziel arbeite ich. Die aktuelle Performance des Fonds gibt es auf  https://www.fondsweb.com/de/DE000A2PF0U7

Der Euro hat zuletzt an Stärke gewonnen. Welche Auswirkungen hätte eine nachhaltige Kursparität Euro zum US-Dollar von 1,20?

Kurzfristig könnte die Wirtschaft in der Eurozone damit leben. Mittel- bis langfristig hätte dies jedoch negative Auswirkungen. Die Exportwirtschaft in der Eurozone würde an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Deutschland könnte das bewältigen, andere Länder hätten damit jedoch mehr Probleme. Auch könnte sich dies negativ auf die Inflationsrate auswirken. Hier droht dann eher eine Deflation, weil die Importpreise fallen. Zusammen mit einer schwachen Konjunkturentwicklung wäre dies ein „giftiger Cocktail“ für die Eurozone, denn die EZB schafft das angepeilte Inflationsziel von 2 % nicht in „normalen“ Zeiten.

Was ist Ihre Erwartungshaltung?

Da der Fonds unternehmerisch denkt und handelt, werden wir b. a. w. unsere Assets in den USA nicht absichern. Ich gehe davon aus, dass die amerikanische Volkswirtschaft, wie in der Vergangenheit geschehen, besser als die Eurozone aus der gegenwärtigen Krise herauskommen wird. Dies sollte sich dann auch im Wechselkurs widerspiegeln. Und kurzfristige Trades machen wir nicht! Bestes Beispiel hierfür die „unerwartet“ starke Erholung an den Kapitalmärkten seit Mitte/Ende März. Da wurden viele Trader auf dem falschen Fuß erwischt.

Welches Unternehmen im Portfolio lief nicht so gut?

Einen Rückschlag musste Ecolab hinnehmen. Die Gesellschaft ist ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich Reinigung Wasser, Hygiene und Infektionsprävention. (https://de-de.ecolab.com/)

Ecolab hat 45.000 Mitarbeiter und ist in 170 Ländern der Welt tätig. Der Umsatz von über $ 14 Mrd. wird mit 3 Mio. Kunden erzielt. Ecolab wurde durch die Schließung von Hotels und Restaurants im zweiten Quartal getroffen. Da half auch die starke Nachfrage aus dem Gesundheitswesen wenig. Per saldo fiel der Umsatz im abgelaufenen Quartal um 15 %. Der (bereinigte) Gewinn ging um 39 % zurück. Das Ergebnis war ein Kursrückgang von $ 199 auf $ 187 im Juli. Das Jahreshoch lag bei $ 209. Entscheidend für die nächsten Monate wird die Entwicklung bei Restaurants und Hotels sein. Diese Unsicherheit lastet noch auf dem Aktienkurs. Wie werden wir Verbraucher uns verhalten, sollte tatsächlich ein Impfstoff in näherer Zukunft auf den Markt kommen. Gehen wir wieder aus? Unabhängig davon bin ich der festen Überzeugung, dass in Zukunft der Bereich Hygiene in der Wirtschaft eine deutlich größere Rolle als bisher spielen wird. Aus diesem Grund halte ich an dem in der Vergangenheit erfolgreichen Unternehmen (Kursgewinn 80 % in den letzten 5 Jahren), weiter fest. 

Was bewegt Sie derzeit am meisten?

Das niedrige Zinsniveau und die langfristigen Folgen für den Aktienmarkt: Denn die niedrigen Renditen gibt es i. d. R. nur dann, wenn die Wirtschaft schwächelt. Damit verbunden ist auch eine geringere Gewinndynamik bei den Unternehmen. Das sollte grundsätzlich Einfluss auf die Bewertung von Aktien haben. Dem steht gegenüber, dass Anleihen von bilanzstarken Unternehmen weniger laufende Erträge erzielen als deren Dividenden. Die 10-jährigen Roche Anleihe in Schweizer Franken bringt – 0,08 % Rendite pro Jahr. Also nichts! Die Dividendenrendite von Roche ist 2,9 % und das Unternehmen hat z. B. seit 2000 jedes Jahr die Dividende erhöht! Auf Sicht der nächsten 10 Jahre haben Roche Aktionäre (korrekt: Genussschein-Inhaber) einen Renditevorteil von 29 % und mehr gegenüber dem Anleihegläubiger von Roche.

Spannender ist jedoch der Diskontfaktor (Zinssatz), mit dem die zukünftigen Zahlungsströme (Cashflow) abdiskontiert werden, um zu einem Unternehmenswert (Ertragswertverfahren) zu gelangen. So liegt der aktuelle Zins der 10-jährigen Bundesanleihe 4,2 % niedriger als der Durchschnitt der letzten 30 Jahre. In den USA ist die Differenz mit 3,8 % ähnlich groß. Ich gehe davon aus, dass sich das allgemeine Zinsniveau in den nächsten Jahren nicht wesentlich verändern wird. Es wird niedrig bleiben! Dies könnte dazu führen, dass die bisherigen Bewertungsniveaus, wie z.B. das Kurs-Gewinn-Verhältnis u. a. adjustiert werden. Mit dem Ergebnis, dass zukünftig höhere Kurs-Gewinn-Verhältnisse von den Investoren akzeptiert werden (the „new normal“). Ich denke, wir sind gerade auf dem besten Weg dahin. Dies könnte auch erklären, warum die Aktienkurse trotz hoher Bewertung (im herkömmlichen Sinne) in den letzten Wochen gestiegen sind und zukünftig noch weiter klettern, entgegen so mancher pessimistischer Aussage.

Andreas Schmidt