Nach einem etwas schleppenden Start in diesem Jahr scheint der Fondspreis zuletzt recht gut in Fahrt gekommen zu sein. Was sind die Gründe dafür?

Für diese Entwicklung gibt es hauptsächlich zwei Ursachen. Zum einen scheint der Anstieg der stark zyklischen Aktien (vorerst) einmal gestoppt zu sein. Hier hat der Markt bereits viel positive Nachrichten in die Kurse eingepreist, obwohl die aktuellen Wirtschaftszahlen gerade erst Dynamik anzeigen. Bekanntlich ist die Börse dem realen Leben immer ein Stück voraus. Der steile Anstieg der konjunktursensitiven Unternehmen begann bereits im Sommer letzten Jahres, als die Wirtschaft noch am Boden lag. Zum anderen fällt auf, dass der Zins in den USA „gedreht“ hat. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe hatte Ende März ihren Höchststand mit 1,77 %. Aktuell liegt sie wieder bei 1,44 %. Es scheint, als ob der Rentenmarkt nicht an eine lange, kräftige und nachhaltige wirtschaftliche Erholung glaubt. Denn sonst hätten die Renditen weiter zulegen müssen. Vor diesem Hintergrund sind zuletzt auch die Kurse der Wachstums- und Qualitätsaktien wieder deutlich angestiegen. Von dem zumindest temporären Favoritenwechsel an der Börse hat der Entrepreneur AS Select Fonds profitieren können. Am Freitag schloss die S-Tranche mit € 1.370,14 (+ 5 % im lfd. Monat) – einem neuen historischen Höchststand. Die Erstzeichner erzielten somit bisher eine Wertsteigerung von über 37 %. DAX und EuroStoxx 50 Index liegen im gleichen Zeitraum mit 25 % vorne, der vergleichbare MSCI Welt Index etwas mehr als 33 %. Ob die Outperformance weiter ausgebaut werden kann, wird sich zeigen müssen. Ich bin jedenfalls optimistisch, dass die konsequente Ausrichtung des Fonds auf Qualitätsaktien mit Fokus auf Umsatzwachstum auch zukünftig eine erfolgreiche, nachhaltige Anlagestrategie sein wird.

Im letzten Fondsletter erwähnten Sie, dass die Studie der IEA (Internationale Energieagentur) „es in sich hat“. Was meinten Sie damit?

Die IEA, bisher eher ein Sprachrohr der Ölindustrie, macht mit dieser Studie eine 180 Grad Wende. Um das Ziel zu erreichen, bis 2050 klimaneutral zu werden (Temperaturanstieg 1,5 Grad), wird es großer Umwälzungen und der Transformation weg von Öl hin zu Solar und Wind bedürfen. Die bedeutendste Veränderung betrifft dabei die Energiewirtschaft, da diese zurzeit für 75 % des gesamten CO2-Ausstoßes steht.

Die wichtigsten Kernaussagen der IEA-Studie: Bis 2050 wächst die Weltwirtschaft um 100 %. Die Bevölkerungszahl klettert um 2 Mrd. und der Energieverbrauch geht dennoch um 8 % zurück. Die Kohleproduktion bricht um 90 % und die Ölnachfrage um 75 % ein. Der Ölpreis fällt dabei auf $ 35 mit negativen Konsequenzen für die ölproduzierenden Ländern und Erdölaktien.

Erneuerbare Energie deckt bei diesen Annahmen den Energiebedarf zu 2/3, bei Strom sogar 90 % ab. Damit steigt die Solarkapazität um das 20-Fache bis 2050. Ein jährlicher Anstieg von 10,5 % (Anmerkung: Damit 4,5x schneller als die Wirtschaft). Der Anteil an E-Fahrzeugen steigt von aktuell 5 % auf 60 % bereits in 2030. Um das Klimaziel zu erreichen, müssen Windkraft- und Solarkapazität bis 2030 jährlich um das 4-Fache gegenüber dem vergangenen Jahr steigen. Sollten wir das bisherige Tempo in die Umsetzung zur Klimaneutralität beibehalten, dann klettert die Temperatur um 2,1 Grad an.

Dieser Wandel birgt jedoch viele Chancen. So werden 14 Mio. neue Arbeitsplätze im Bereich Erneuerbare bis 2030 entstehen. Dazu kommen noch einmal weitere 16 Mio. Stellen, die indirekt davon profitieren. Jedoch werden auch 5 Mio. Menschen ihren Job verlieren. Die größten Innovationsmöglichkeiten liegen in den Bereichen Batterien, Wasserstoff und Speicherung von Wind/Solarenergie. Die Nachfrage nach Kupfer, Kobalt, Mangan u. a. wird in den nächsten Jahren markant zulegen. Dieser Strukturwandel wird von Politik, Wirtschaft und Verbraucher viel abverlangen.

Meine Meinung zur Studie: Auch an der Börse erwarte ich, dass es zu größeren Veränderungen kommen wird. Der Trend zu Erneuerbaren wird richtig Fahrt noch aufnehmen. Es fällt auf, dass sowohl in den USA und China die Kurse der Renewables zuletzt wieder stärker gestiegen sind, während sich diese Werte in Europa derzeit im Dornröschen-Schlaf befinden. Aber vielleicht findet sich auch hier bald ein Prinz ein.

Vor starken Umwälzungen wird die Automobilindustrie stehen. E-Fahrzeuge werden unser Straßenbild schon in 10 Jahren dominieren. Audi erklärte letzte Woche seinen Ausstieg aus dem Verbrenner in 2026. Die Ölindustrie wird in 2050 nicht mehr dieselbe sein wie heute. Erlöse und Gewinne aus dem Ölgeschäft brechen zum Großteil weg. Kohle werden die Kleinen in 2050 nur noch aus den Geschichtsbüchern kennen. Aktuelle Gerichtsurteile zeigen sowohl der Politik als auch den Gesellschaften (Shell), wie schnell man gehen muss, um Versprechen und Ziele einzuhalten.

Werden Sie demzufolge Ihr Portfolio noch stärker auf Erneuerbare Energien ausrichten?

Weitere Käufe schließe ich nicht aus. Aber dass der Fonds ein Klumpenrisiko in Richtung Renewables haben wird, wird definitiv nicht passieren. Das Portfolio ist und wird auch zukünftig breit gestreut sein.

Die amerikanische Notenbank (FED) hat letzte Woche eine Zinserhöhung nicht mehr ausgeschlossen. Ist damit das Ende der Börsenrallye eingeleitet worden?

Ich erwarte keine grundlegende Veränderung an den Kapitalmärkten. Die Zinsen werden auf lange Sicht im Vergleich zur Historie sehr niedrig bleiben. Dies sollte sich weiterhin vorteilhaft für die Aktienanlagen auswirken. Rückschläge sind wie Gewitter. Sie kühlen die zu heiß gewordene Börsenluft ab, bieten aber auch die Grundlage für reine Luft und wieder schönes Wetter.

Viele Indizes mussten wegen der FED-Nachricht Einbußen hinnehmen. Der Entrepreneur AS Select investiert aber in nachhaltig bilanz- und ertragsstarke Unternehmen und konnte gegen den allgemeinen Trend um sogar 2,2 % zulegen.

Ihr
Andreas Schmidt